Das Rathaus in Goslar kann auf eine lange Baugeschichte zurückblicken. Insbesondere während der letzten Sanierungsphase konnten zahlreiche Einblicke in bisher verdeckte Baustrukturen gewonnen werden, die zu einer Neubewertung der Überlieferungen zur Baugeschichte führten. Die neuen Erkenntnisse wurden nun mithilfe von digitalen Rekonstruktionen, die von der VGH-Stiftung finanziell gefördert wurden, filmisch aufgearbeitet. Darüber hinaus wurden frühere Raumstrukturen interaktiv erlebbar gemacht. Ein Buch zu den Bauphasen des Rathauses bietet zudem einen Einblick in die wissenschaftlichen Grundlagen der virtuellen Rekonstruktionen. Die Ergebnisse dieser Bauforschungen wurden im Beisein von Goslars Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner auf der Rathausdiele durch die Welterbebeauftragte der Stadt Goslar, Dr. Christine Bauer, anwesenden Ratsmitgliedern, der Stadtführergilde, städtischen Verwaltungsmitarbeitenden sowie der goslar marketing GmbH vorgestellt. Hierzu wurde im Verlauf ein Film über die unterschiedlichen Bauphasen der letzten Jahrhunderte des historischen Rathauses gezeigt. Im Anschluss erfolgte im Keller der Marienkapelle die mediale Präsentation der Baugeschichte des Goslarer Rathauses. Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner begrüßte die Gäste zu dieser offiziellen Einweihung: „Das Goslarer Rathaus als Teil des Welterbes blickt auf eine lange Baugeschichte zurück. Es ist ein Jahrhundertbauwerk im ganz speziellen Wortsinn, denn es ist im Laufe seines Daseins durch Anbauten vielfach erweitert worden. Die 2022 abgeschlossenen Sanierung und der Umbau unseres Rathauses war eines der großen Leuchtturmprojekte der letzten Jahre in der Stadt Goslar. Dass Goslar weiterhin so attraktiv für seine Gäste und die Bürgerinnen und Bürger bleibt, daran wollen wir alle gemeinsam arbeiten. In diesem Sinne freue ich mich über die neue Präsentation als einen weiteren wichtigen Baustein zur Darstellung unserer Stadtgeschichte.“
Künftig können Besucherinnen und Besucher im Keller der Marienkapelle im Rathaus vier Kapitel zur Baugeschichte des Rathauses interaktiv erleben: Einen siebenminütigen mit Untertiteln ausgestatteten Film, ein 3-D-Modell des Gebäudekomplexes mit Standortinformationen, die rekonstruierte Raumansicht der Ratsdiele sowie die der Ratsdornse – jeweils um 1560 in einer 360 Grad-Ansicht. Insbesondere während dieser letzten Sanierungsphase konnten zahlreiche Einblicke in bisher verdeckte Baustrukturen gewonnen werden, die zu einer Neubewertung der Überlieferungen zur Baugeschichte führten. So zeigte sich, dass wesentliche Bestandteile der vorhandenen Bausubstanz noch aus der Zeit um 1300 entstammen. Um die Ergebnisse dieser Bauforschung und ihrer Vermittlung vorzustellen, wurde durch Dr. Christine Bauer ein Projekt zur virtuellen Präsentation der Rathausbaugeschichte angestoßen, um das Wissen zum historischen Rathaus in einer zeitgemäßen Vermittlung so erlebbar zu machen. Diese Wissensvermittlung kann so in Kombination unterschiedlicher Medien und Methoden als Dreiklang aus Film – Buch – und virtueller Begehung historischer Räume erfolgen.
Dr. Arne Butt von der VGH-Stiftung, die dieses Projekt finanziell gefördert hat, unterstrich den hohen Stellenwert der digitalen Kultur – genau deshalb würde die Stiftung dafür gerne Fördermittel bereitstellen: „Sie ist ein Zugewinn für die Wissensvermittlung und steht für eine Darstellungsweise, die nichts auslässt.“ Und bezogen auf das Goslarer Rathaus: „Rathäuser sind Schaufenster einer Stadt. Sie zeugen von Selbstbewusstsein und Reichtum ihrer Städte. Ich freue mich sehr, dass wir als VGH-Stiftung einen Anteil zum Projekt beitragen konnten.“
Warum wird die neue Präsentation ausgerechnet im Gebeine- oder Beinkeller gezeigt? Dieser Raum, der ehemals erst seit den 1930er-Jahren infolge der Einrichtung des Ratskellers als Gastronomie als Weinkeller genutzt wurde, steht unter städtischer Regie und wird mit der Einrichtung der Präsentation nun einer eigenen Nutzung zugeführt und damit aufgewertet. Die dort eingerichteten Infoterminals bilden den Schlusspunkt eines Rundgangs durch das historische Rathaus und können auch im Rahmen von Führungen genutzt werden.
Das Buch von Dr. Christine Bauer „Das Rathaus in Goslar – Geschichte und Bauphasen“ ist eine fachliche Darstellung der Bauforschung mit Einblicken in die wissenschaftlichen Grundlagen der virtuellen Rekonstruktionen. Für zwölf Euro ist es im Kulturmarktplatz (KUMA), Am Museumsufer, 38640 Goslar, in der im Rathaus ansässigen Tourist-Information – und in Kürze auch in den Goslarer Buchhandlungen – erhältlich.