- Zwischenergebnisse des Modellprojekts Mönchehaus -
Mit rund 120.000 Euro Fördermitteln der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) konnte im Januar 2015 mit den Projektarbeiten am Vorhaben zur Entwicklung und modellhaften Anwendung von Konservierungsstrategien zum Erhalt von Schieferwandbehängen begonnen werden. Die Arbeiten werden noch bis 2018 andauern. Ziel des Vorhabens ist es, am Beispiel des Mönchehauses in Goslar neuartige Methoden zur Sicherung und Bewahrung des originalen Wandbehangs zu untersuchen und anzuwenden. Das Mönchehaus steht dabei exemplarisch für die auch in Goslar nur noch ganz selten anzutreffenden Wandbehänge aus altem Goslarer Tonschiefer, welche prägende Bestandteile des Weltkulturerbes sind.
Material, Umweltschäden und konservatorische Problemstellung
Der Goslarer Tonschiefer ist ein sehr feinkörniges, gut spaltbares, metamorphes Gestein, das in Freibe¬witterung eine abwechslungsreiche mittelgraue bis hellbraune Farbigkeit aufweist. Der relativ hohe Carbonatanteil wird durch den Luftschadstoff Schwefeldioxid in Gips umgewandelt und begünstigt damit Gefügeschäden, die zu texturparallelen Materialablösungen führen. Die Schiefersteinbrüche sind seit etwa 1970 nicht mehr in Betrieb. Bei Instandsetzungen müssen daher immer öfter Ersatzmaterialien verwendet werden.
Konservierungstests zum Erhalt des originalen Schiefermaterials
Um den zusehends schwindenden Bestand an Goslarer Schiefer möglichst lange zu erhalten, wird im Projekt geprüft, ob und womit das meist umweltgeschädigte Material beständig konserviert werden kann.
In einer Vorversuchsphase wurden voraussichtlich geeignete Konsolidierungsmittel, Tränkungsmethoden, Untersuchungsmethoden und Probekörperformen selektiert. Die rund 1000 Platten des vorsichtig abgenommenen Mönchehaus-Behangs wurden in sieben Schadensklassen eingeteilt. Für die Konservierungsversuche wurden ausschließlich die am stärksten geschädigten Schieferplatten verwendet.
Anschließend wurden insgesamt 14 verschiedene Behandlungsarten am Mönchehaus-Schiefer erprobt, von denen insbesondere Behandlungsarten auf Epoxidharz- und Acrylatbasis in Laboruntersuchungen einschließlich künstlicher Bewitterung eine gute Wirksamkeit zeigten. Zur weiteren Erprobung in Freibewitterung wurden nachfolgend drei Konservierungsmittel ausgewählt und ganze Schieferplatten im Bad mit und ohne Unterdruck getränkt. Im Januar 2016 wurden auf dem Gelände des GGM in Goslar 36 konservierte Schieferplatten so montiert, dass Sonneneinstrahlung, Niederschläge und Wind maximal einwirken können.
Durch dieses mehrstufige Vorgehen soll die für die Konservierung von Schiefer sowohl aus materialtechnischen als auch aus denkmalpflegerischen Gesichtspunkten am besten geeignete Behandlungsart ermittelt werden.
Zerstörungsfreie Untersuchungen zur Zustandsüberwachung
Zur Evaluierung der Konservierungsmaterialien kommen verschiedene naturwissenschaftliche Methoden zum Einsatz. Dabei zeigte sich, dass die Untersuchung mittels Wärmebildkamera (aktive IR-Thermo¬grafie) hierfür besonders geeignet ist. Der Vorteil dieses Verfahrens liegt in der zerstörungsfreien, berührungslosen und beliebig wiederholbaren Zustandskontrolle. Das Verfahren zur Diagnostik und zum Monitoring wird im weiteren Projektverlauf weiter optimiert.
Eignung von Abbruchmaterial und Ressourcenschonung
Um die begrenzte Ressource „Goslarer Schiefer“ in Zukunft optimal zu nutzen, werden im Rahmen des Vorhabens Prüfkriterien für wiederverwendbares Schiefermaterial ermittelt. Ziel ist das Einführen einer möglichst schnellen Prüfmethode, um bei Instandsetzungen das wiederverwendbare und das unbrauchbare Material zuverlässig unterscheiden zu können.
Prof. Dr. Stefan Winghart | Dr. Oliver Junk |
Präsident des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege | Oberbürgermeister |
Die Projektgruppe Das Vorhaben wird durch eine interdisziplinäre Projektgruppe unter Leitung des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege (NLD) bearbeitet. Beteiligt sind:
Dr. Paul Bellendorf Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) An der Bornau 2 49090 Osnabrück www.dbu.de |
Dr. Frank Schlütter Amtliche Materialprüfanstalt der Freien Hansestadt Bremen (MPA) Analytische Baustoffmikroskopie Paul-Feller-Str. 1 28199 Bremen www.mpa-bremen.de |
Dr. Frank Schlütter Amtliche Materialprüfanstalt der Freien Hansestadt Bremen (MPA) Analytische Baustoffmikroskopie Paul-Feller-Str. 1 28199 Bremen www.mpa-bremen.de |
Dipl.-Ing. Cordula Reulecke |
Dr. Angela Ehling Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) Wilhelmstr. 25-30 13593 Berlin www.bgr.bund.de |
Dipl.-Rest. Beate Skasa-Lindermeir |
Prof. Dr. Nicole Riedl-Siedow Dipl.-Rest. Gerhard D’ham Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) Studiengang Konservierung und Restaurierung Bismarckplatz 10 31135 Hildesheim www.hawk-hhg.de |
Dipl.-Ing. Oliver Heinrich Jörg Scheller Stadt Goslar Goslarer Gebäude Manegement (GGM) Wallstraße 1B 38640 Goslar www.ggm.goslar.de |
Ansprechpartner Prof. Dr. Erwin Stadlbauer Abteilungsleiter Fachdienste Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege (NLD) Scharnhorststraße 1 30175 Hannover Tel: 0511 925-5237 Fax: 0511 925-5403 Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! www.denkmalpflege.niedersachsen.de |
Download der Pressemitteilung:
Neue Strategien zur Erhaltung des Tonschiefers in der Weltkulturerbestadt Goslar
Download des Bildmaterials:
Fotos (Stadt Goslar):
1: Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk (2. v.l.) und Präsident NLD Prof. Dr. Stefan Winghart (6. v.l.) mit den Teilnehmern der Projektgruppe
2: Projektgruppe auf dem Marktplatz Goslar
3, 4: Testfläche Verschieferung an der ehem. BGS-Fahrzeughalle
Verantwortlich für diese Meldung:Die Oberbürgermeisterin (V.i.S.d.P) |
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