- Sondersitzung des Rates in der Kaiserpfalz – Wandgemälde als Inspiration -
Goslar. Mit einem Lächeln präsentierte Jimmie Durham am Samstagvormittag seine Hand mit dem Kaiserring der Stadt Goslar, einen der renommiertesten Preise für zeitgenössische Kunst. Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk überreichte den Ring in der historischen Kaiserpfalz vor jenem Wandgemälde, das Durham zu einem seiner Werke inspiriert hatte. Zu den Rednern gehörten neben dem Oberbürgermeister der stellvertretende Ministerpräsident und Umweltminister Niedersachsens, Stefan Wenzel, sowie Laudator Fabrice Hergott, Direktor des Pariser Musée d’Art Moderne.
Das vielschichtige Werk Jimmie Durhams kann keiner künstlerischen Bewegung zugeordnet werden. Der 75-jährige Künstler, Dichter und Aktivist stellt in seinen Skulpturen, Installationen, Malereien, Zeichnungen, Performances, Fotografien und Videos Werkstoffe und Objekte zusammen. Als guter Künstler könne man jedes beliebige Objekt verwenden, so der gebürtige US-Amerikaner. „Ich möchte, dass die Menschen meine Kunst anschauen und verwirrt sind.“
„Wie soll man, im Fall von Jimmie Durham, ein Werk definieren, das es sich gerade zum Prinzip gemacht hat, sich in jener Form der Autorität zu entziehen, die die Sprache verkörpert“, fragte Fabrice Hergott in seiner Laudatio. Mit seinen Skulpturen habe es sich der Künstler zum Prinzip gemacht, Wörtern und deren Autorität keine Bedeutung beizumessen. Der Museumsdirektor schloss mit den Worten: „Jimmie Durham wird als einer der bedeutendsten Künstler unserer Gegenwart überdauern. Ihm gebührt die Verleihung des Kaiserrings.“
Dieser Preis habe auch international einen besonderen Rang erworben, betonte Dr. Oliver Junk in seiner Rede. „Ist uns das eigentlich klar?“ Bei aller Stärke, Kraft und Ausstrahlung habe Goslar doch eine ganz empfindliche Schwäche. „Sie besteht darin, die eigenen Stärken nicht sichtbarer zu machen, die Stärken unserer Stadt nicht deutlich genug nach vorne zu stellen“, sagte Junk. Die klare Stärke Goslars sei Kultur – aber nicht nur Kaiserring und Mönchehaus. Junk nannte weitere Beispiele wie Paul-Lincke-Ring, Kulturmarktplatz und das entstehende Welterbeinformationszentrum im historischen Rathaus. Goslar werde zur Kulturhauptstadt Niedersachsens ausgebaut. Stefan Wenzel nahm den Faden in seinem Grußwort auf. „Ich kann Ihnen versichern, Herr Oberbürgermeister: Goslar ist für mich eine wichtige Stadt in Niedersachsen.“ Die Verleihung des Kaiserrings an Jimmie Durham habe den ausgezeichneten Ruf Goslars als Ort für zeitgenössische Kunst weiter befördert.
Das Mönchehaus Museum Goslar zeigt vom 8. Oktober 2016 bis zum 29. Januar 2017 die mit dem Preis verbundene Ausstellung. Zentrum sind eine Skulptur und eine Installation, die Jimmie Durham eigens für Goslar schuf. Er wollte eine Arbeit erschaffen, die eine Beziehung zum Ort hat, wie er erklärte. The Center of the World in Goslar ist eine Skulptur, ein Baum, hergestellt aus unterschiedlichsten Materialien und Objekten: Äste, Bretter, Stahl- und Plastikrohre, Glas, Knochen, Elektrokabeln, Lenkrad, Golfschläger und mehr. Die Idee kam Durham bei seinem ersten Besuch in Goslar im Februar. Ihn inspirierte das Wandgemälde von Wislicenus in der Aula regis der Kaiserpfalz. Es zeigt, wie Karl der Große einen Baum zerstört, der von den Menschen der Region als Zentrum der Welt angesehen wurde. Durham betonte, er wolle den Baum nicht kopieren oder porträtieren. Vielmehr sehe er ihn als physisches Gedicht über diesen Baum.
Die Installation Evidence beschäftigt sich mit der Hexenverfolgung. Durham wollte nach eigenen Angaben eine Frau erfinden, die angeklagt wird, eine Hexe zu sein. Statt eine Hexe zu zeigen, stellte sich der Künstler vor, dass Behörden in ihr Haus kommen und alle Beweise sichern. So erzählen Kleidungsstücke, Knochen, Federn, Glasfläschchen und letztlich ein Steckbrief von der gesuchten Notburga Harzer. „Die Behörden werden immer etwas Verdächtiges finden. Und wenn sie nichts finden, ist allein das schon verdächtig“, erklärte Durham noch am Freitagvormittag bei einer Diskussion mit Migrantinnen und Migranten im Mönchehaus Museum.
Download der Pressemitteilung:
Goslarer Kaiserring 2016 an Jimmie Durham verliehen
Download des Bildmaterials:
Foto (Stadt Goslar): Jimmie Durham präsentiert den Kaiserring der Stadt Goslar an seinem Finger, den ihm Goslars Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk gerade überreicht hat.
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