Kaiserringträger erstmals zu Besuch in Goslar

Im Mönchehaus Museum stehen Albert und Zakharov Rede und Antwort

Goslar. Kürzlich kamen die Kaiserringträger 2023 – Yuri Albert und Vadim Zakharov – zu ihrem Antrittsbesuch und einem ersten Pressegespräch ins Goslarer Mönchehaus Museum. Dort wird ab Herbst eine Ausstellung ihre jeweiligen Werke würdigen. Dafür gab es ein erstes Kennlern- und Abstimmungstreffen vor Ort mit Museumsdirektorin Dr. Bettina Ruhrberg und Marleen Mützlaff, der Leiterin des Fachbereichs Kultur der Stadt Goslar, sowie ihrem Fachdienstleiter Kulturverwaltung, -organisation, -veranstaltungen, Veranstaltungsleitung, Marvin Voges. In Anwesenheit von Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner erläuterten die beiden künftigen Preisträger ihre Kunst. Bedeutende Eckpunkte waren hierbei beider Lebensgeschichten, ihr Kunstverständnis, aber auch ihre Freundschaft.

Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner begrüßte die aus Berlin (Zakharov) und Köln (Albert) angereisten Künstler. Noch zur Bekanntgabe der diesjährigen Kaiserringpreisträger war man davon ausgegangen, dass die doppelte Preisverleihung in der Geschichte des Kaiserrings einzigartig ist. Nachträglich relativierte sich diese Annahme jedoch schrittweise. Denn bereits 1994 bekam mit Bernd und Hilla Becher ein Künstlerehepaar den Kaiserring und wie sich herausstellte auch zwei Ringe. „So werden erstmalig zwei Männer ausgezeichnet.“, schränkt Schwerdtner zwar die Besonderheit ein, stellt aber auch gleich die ihrer Verbindung heraus: „Sie sind verbunden durch ihre Kunstkonzepte und haben der internationalen Kunstwelt wegweisende Impulse gegeben. Yuri (Albert) mit Installationen, Performances, Gemälden, Foto- und Textarbeiten. Vadim (Zakharov) als Archivar und Verleger. Er tritt auch mit Foto-, Film- und Videoarbeiten an die Öffentlichkeit und realisiert große interaktive Installationen, die ein starkes Interesse an den Mechanismen und Politiken der Gesellschaft auszeichnet.“

Bei der Jury standen die zwei Russen bereits seit Langem in Fokus. Als international renommierter Preis würdigt der Kaiserring künstlerische Aspekte. So auch bei den diesjährigen russischen Preisträgern. Beide Künstler missbilligen die derzeitige politische Lage – trotzdem sind sie sich ihrer Herkunft bewusst. Sie kennen sich seit dem Studium und finden gegenseitig nicht alles gut – sie betrachten die gegenseitigen Arbeiten sogar kritisch. „Nur in Freundschaft verbunden, traut man sich, sich kritisch zu äußern“, bekräftigen beide.
In Moskau haben sie im Untergrund gearbeitet und in ihren Wohnungen ausgestellt – Apartement-Art. Jeder hat über die Jahre dann seinen eigenen Weg gefunden. Beide Wege führten sie nach Deutschland – den russischen Pass besitzen sie trotzdem. Sie sind international bekannt und „denken global“, bekräftigen sie wiederholt im Gespräch: „Die künstlerische Qualität ist wichtig, nicht die Nationalität“, so ihr deutliches Statement. Aber was ist eigentlich Kunst beziehungsweise ihr Kunstverständnis? Ausgehend von der Frage „Is it art or shit“ – also „Ist es Kunst oder Mist“ – hinterfragen beide auch die Intension von Museumsbesuchenden. „Kommen sie nur, weil es im Museum warm ist?“, fragt Yuri Albert. Und: „Muss Kunst in einen goldenen Rahmen gefasst sein und darf deshalb nur gemalt sein?“ In ihrer Antwort sind sich beide einig: „Nein!“ Zakharovs Kunstportfolio enthält unter anderem eine Möbelkonstruktion, bestehend aus Tisch und Stuhl, in einem gläsernen Kubus. Er kehre damit das „Private in die Öffentlichkeit“. Vom ursprünglichen Standort unter freiem Himmel wurde die Konstellation in die Uni Frankfurt gebracht – damit ist der Künstler bis heute nicht einverstanden. „Aber Kunst ist ein Prozess – so war es Ende der 70er-Jahre in Russland, so ist es heute“, schlägt Zakharov, der nicht so sehr von der Seite des Publikums denkt, den Bogen. Yuri Albert hingegen hat in seiner Kunstvorstellung auch schon das Publikum in den Fokus gerückt. In der Fragestellung, ob Kunst eigentlich visuell ist, hat er eine Installation für blinde Menschen gestaltet und ausgestellt. Die Tafel mit Blindenschrift konnte zwar von blinden Menschen im Museum gelesen werden, aber konnten diese Menschen seine Installation als Kunst sehen und verstehen? Die sehenden Menschen hatten dazu die Möglichkeit, konnten aber im Gegenzug wohl nicht die Blindenschrift verstehen. Die Kunst hat damit seiner Ansicht nach „viele Ebenen“. Auch die Welt, die sich gerade „extrem verändert“, weist ein „enormes Ebenenspektrum“ auf, steuert Zakharov der Diskussionsrunde bei. Die ganze Welt verändert sich, schildert er in Anlehnung an George Orwell und ergänzt, dass es für ihn keine Sackgassen gibt: „Ist mal ein Weg zu Ende, gehe ich einen anderen.“

Albert und Zakharov setzen sich kritisch sowohl mit dem früheren sowjetischen als auch dem jetzigen russischen System auseinander, prägen den Begriff des Konzeptualismus seit dem Ende der 1970er-Jahre und verstehen sich seither als Künstler.

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Kaiserringträger erstmals zu Besuch in Goslar

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Foto 1 (Stadt Goslar): Yuri Albert (li.) und Vadim Zakharov (re.) – die Kaiserringpreisträger 2023 – umrahmen schon mal ihren künftigen Preis auf der Plakatwand.
Foto 2 (Stadt Goslar): Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner begrüßt die diesjährigen Kaiserringträger Yuri Albert und Vadim Zakharov zusammen mit der Direktorin des Mönchehaus Museums, Dr. Bettina Ruhrberg (v. li.).
Foto 3 (Stadt Goslar): Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner und die Direktorin des Mönchehaus Museums, Dr. Bettina Ruhrberg (oben v. li.) besiegeln die gute Zusammenarbeit mit den diesjährigen Kaiserringpreisträgern Vadim Zakharov und Yuri Albert (v. li.) per Handschlag.

 

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