Hans Haacke und Adrian Piper bekommen den Goslarer Kaiserring

Doppelverleihung an den Preisträger 2020 und die diesjährige Preisträgerin

Goslar/Berlin/New York. Beim diesjährigen Festakt war einiges anders als in den Vorjahren – aufgrund der Corona-Pandemie wurde der Kaiserring der Stadt Goslar am Samstag gleich zweimal verliehen. Hans Haacke bekam den Kaiserring des Jahres 2020, Adrian Piper ist die Preisträgerin des aktuellen Jahres 2021. Den Goslarer Kaiserring verleiht die Stadt Goslar seit 1975 an Personen, die der Kunst der Gegenwart wesentliche Impulse gegeben haben. Erstmals in der Geschichte des renommierten Kunstpreises waren der 45. Preisträger und die 46. Preisträgerin nicht anwesend beim Festakt in der Kaiserpfalz.

Goslars Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk eröffnete die Sondersitzung des Rates der Stadt Goslar anlässlich der Überreichung des Kaiserringes. „Nachdem die Veranstaltung im letzten Jahr coronabedingt ausfallen musste, möchten wir in diesem Jahr beide Preise unbedingt an die Künstler übergeben, auch wenn sie leider persönlich nicht hier in Goslar dabei sein können“, sagte Junk. Dass die Künstler ihre Kaiserringe nicht im Rahmen der Verleihung in Goslar bekommen, solle absolute Ausnahme bleiben. Für die Zukunft werde die Stadt an Goslar als Ort der Verleihung festhalten.

Der Oberbürgermeister zitierte die Kaiserringjury: „Hans Haacke legt in seinem Werk von Beginn an die Mechanismen von Machtstrukturen und Abhängigkeitsverhältnissen in der Gesellschaft und somit auch in der Kunst offen. Die verhängnisvollen ideologischen Verschränkungen von Nationalität, Klasse, Ethnie werden in seinen Arbeiten in ihrer gesellschaftlichen Akzeptanz und eleganten Oberflächlichkeit auf verstörende Weise sichtbar, der Weg des Kapitals in seiner globalen Dominanz unleugbar.“ Zu Adrian Piper schreibe die Jury in ihrer Begründung: „Konsequent wie frei in Zeichnung, Malerei, Skulptur, Film und Performances entblößt Adrian Piper die harschen Strukturen des Normativen und führt nonchalant den Betrachtenden vor Augen, dass es immer auch auf uns selbst, unser Denken und unser Handeln ankommt.“

Prof. Susanne Pfeffer, Direktorin des Museums für Moderne Kunst in Frankfurt am Main attestierte dem deutschen Konzeptkünstler Hans Haacke in ihrer Laudatio die Fähigkeit, den Blick auf das Offenkundige, aber leicht zu Übersehende zu lenken. „Möwen auf dem Meer, Ameisen im Sand, freigelassen Schildkröten im Unterholz, Erde auf einem Dach, ein Müllberg am Strand. Alles alltägliche Bewegungen und Phänomene, wie wir sie kennen. Aber erst Haackes einfache Versuchsanordnungen machen diese zu einem Gegenstand der Beobachtung und uns damit bewusst.“ Haacke gilt als Vorreiter einer aktivistischen, politisch wachen Kunst. „Ab den 1970ern-Jahren beginnt Haacke, die Abhängigkeiten und Machtstrukturen in der Kunstwelt zu untersuchen und darzustellen“, erläuterte Prof. Pfeffer.

Hans Haacke, 1936 in Köln geboren, konnte aus gesundheitlichen und familiären Gründen auch angesichts der Pandemie nicht aus seiner Wahlheimat New York nach Goslar reisen und schickte stattdessen eine Videobotschaft aus Übersee. Dort, auf der Dachterrasse des Metropolitan Museum of Art in New York, hatte ihm wenige Tage zuvor Max Hollein, Direktor des Museums, im Beisein des stellvertretenden Generalkonsuls im Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland in New York, Wolfram von Heynitz, stellvertretend für den Oberbürgermeister zum Kaiserring gratuliert. Die US-Regierung erlaubt derzeit noch keine Einreise aus Deutschland und so wurde der Kaiserring auf dem Postweg nach New York geschickt – ein wahres Abenteuer, wie Dr. Oliver Junk berichten konnte, denn das Paket hing im Zoll fest und schaffte es nicht rechtzeitig ins Museum. So hatte denn einige Tage später Generalkonsul David Gill die Ehre, den Ring persönlich zu überreichen.

In seiner Videobotschaft dankte Hans Haacke der Kaiserringjury um Prof. Dr. Wulf Herzogenrath für ihre Entscheidung, seine Arbeit mit einem Kaiserring zu feiern. Er zeigte sich sehr erfreut darüber, dass Adrian Piper den Kaiserring 2021 bekommen hat. „Seit den 1970er Jahren haben Adrian Piper und ich uns hier und da getroffen“, erläuterte der Künstler. „Adrian Piper und ich sind der Meinung: Wir alle sind das Volk.“ Diese Proklamation werde Goslar in zwölf Sprachen plakatieren.

Adrian Margaret Smith Piper, 1948 in New York geboren, ist eine US-amerikanische Konzeptkünstlerin der ersten Generation und eine analytische Philosophin. Seit 2005 lebt und arbeitet sie in Berlin. Dort, in der Berlinerischen Galerie überreichte ihr Dr. Oliver Junk den Kaiserring am 14. September persönlich im Beisein der Goslarer Kulturfachbereichsleiterin Marleen Mützlaff und Udo Kittelmanns, Künstlerischer Leiter im Museum Frieder Burda in Baden-Baden. Adrian Piper war laut Oberbürgermeister Junk überwältigt. „Ihr fehlten die Worte, um ihren Dank für diese Wertschätzung auszudrücken.“ Sie habe gesagt: „Der Kaiserring ist die größte Ehre der Welt! Ich bin sehr geehrt, ich bin total privilegiert.“

Die Laudatio zu Ehren Adrian Pipers schrieb Udo Kittelmann. Da er selbst nicht nach Goslar kommen konnte, verlas Friedemann Malsch, Direktor des staatlichen Kunstmuseums Liechtenstein in Vaduz, seine Laudatio. „Scharfer Intellekt und intelligenter Humor sind bei Piper eng miteinander verbunden“, befand Kittelmann. Sie sei eine genaue Beobachterin, eine Vordenkerin und eine Philosophin. „Ihre Statements sind biografisch und politisch – ihre Kunst ist schonungslos ehrlich.“ Dabei könne kein Werk allein kann als Fundament Ihrer Arbeit betrachtet werden. „Es gefällt ihr, uns zu fixieren, indem sie gleichzeitig Subjekt und Objekt ist. Alle Begegnungen mit ihrer Kunst sind außergewöhnlich und von großer, gesellschaftlicher Bedeutung.“

Dr. Levno von Plato aus dem Team um die Künstlerin überbrachte ihren Dank. Adrian Piper sei zutiefst gerührt und es sei schön zu wissen, dass ihre Arbeit für eine freiheitliche Gesellschaft gewürdigt wird.

Björn Thümler, niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur sandte ein digitales Grußwort der niedersächsischen Landesregierung. Es zeichne die Stadt Goslar aus, ein feines Gespür dafür zu entwickeln, welche Künstler möglicherweise noch renommiert werden und welche es schon sind. „Goslar, der Kaiserring ist auch für das Land Niedersachsen ein wichtiger Bezugspunkt. Sie sind Botschafter für die Kultur Niedersachsens in die Welt hinein.“

Aufgrund der Hygienebestimmungen war die Veranstaltung nicht wie üblich öffentlich. Sie wurde daher per Livestream im Internet übertragen. Das Video kann auch im Nachhinein noch angeschaut werden unter www.goslar.de.

Download der Pressemitteilung:
Hans Haacke und Adrian Piper bekommen den Goslarer Kaiserring

Download des Bildmaerials:
211009 Kaiserring Haacke und Piper 1211009 Kaiserring Haacke und Piper 2211009 Kaiserring Haacke und Piper 3
Foto 1 (The Metropolitan Museum of Art/Photo: Rebecca Schear): Max Hollein (links) und Wolfram von Heynitz (rechts) gratulieren Hans Haacke auf der Dachterrasse des Metropolitan Museum of Art in New York.
Foto 2 (©Stadt Goslar, Fotograf: Matthias Roeckl/ ifilmny.com): Hans Haacke präsentiert seinen Kaiserring, den ihm Generalkonsul David Gill zuvor überreicht hat.
Foto 3 (Stadt Goslar/Stefan Sobotta): Adrian Piper präsentiert den Kaiserring an ihrer Hand.

Verantwortlich für diese Meldung:

Die Oberbürgermeisterin (V.i.S.d.P)
Charley-Jacob-Straße 3
38640 Goslar

 

Ihre Ansprechpartnerin:
Vanessa Nöhr
Telefon: 05321-704226
Telefax: 05321-7041226
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.