Urte Schwerdtner, seit dem 1. Januar Oberbürgermeisterin, zieht eine Bilanz
Goslar. Urte Schwerdtner ist jetzt 110 Tage als Oberbürgermeisterin der Stadt Goslar im Amt. 110 Tage, in denen es direkt – unabhängig vom 1100-jährigen Stadtjubiläum – hoch herging. Die Oberbürgermeisterin zieht eine Bilanz ihrer bisherigen knapp viermonatigen Amtszeit.
„Vorherrschendes Thema ist seit Februar natürlich der Krieg in der Ukraine, die Unterstützung der Menschen in der Ukraine und derer, die aus ihrer Heimat zu uns geflüchtet sind“, berichtet Urte Schwerdtner. Auch die Corona-Pandemie sei nach wie vor präsent. „Aber neben diesen Themen, die uns alle bewegen, gibt es etliche andere, die für unsere Stadt wichtig sind, in die ich mich eingearbeitet habe oder noch dabei bin. Ein Ausschnitt meiner ersten Tätigkeiten von A bis Z:“
Das Alphabet beginne – wie auch ihr Einstand in der Stadtverwaltung – mit A wie Ankommen und B wie Begrüßen. „Ich habe einige Zeit gebraucht, um einmal durch die Verwaltung zu kommen und mich in allen Fachdiensten und Eigenbetrieben vorzustellen und meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter persönlich kennenzulernen“, erzählt Schwerdtner. „Ein gutes Arbeitsklima ist mir sehr wichtig. Ein Klima, in dem sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wertgeschätzt fühlen.“ Allerdings ließen andere Aufgaben und Themen nicht auf sich warten – beispielsweise Bahnhofsvorplatz und Betriebshof. „Den einen bauen wir bereits um, für den anderen brauchen wir dringend eine Lösung. Da arbeiten wir dran.“
Von ihrem ersten Tag an begleitete die Corona-Pandemie und mit ihr die erforderlichen Einschränkungen den Arbeitstag. „So gut unsere digitalen Möglichkeiten heutzutage sind und wir sie in vielen Bereichen nicht wegdenken können: Ich finde ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht sehr viel persönlicher.“ Das sei insbesondere beim Denkmalschutz deutlich geworden. „Es ist nicht so einfach, Betroffenen zu erläutern, warum unsere Denkmalschutzbehörde so entscheidet, wie sie entscheidet; warum ein Schreiben so förmlich formuliert ist.“ Da helfe dann im Einzelfall das persönliche Gespräch besser als umfangreicher Schriftwechsel, befindet die Oberbürgermeisterin. Die Verwaltung erarbeite den Entwurf einer Gestaltungssatzung, um mehr Transparenz, Verlässlichkeit und Nachvollziehbarkeit für Hauseigentümer beim Thema Denkmalschutz zu schaffen. Sie sei aus der Judikative in die Exekutive gewechselt und habe nun noch eine andere Sichtweise auf die Dinge. „Jetzt lerne ich die Verwaltung von innen kennen, die Vielschichtigkeit aber auch die Gestaltungsmöglichkeiten, kann viel tiefer in die Themen einsteigen, als mir das als Ratsfrau möglich war. Und natürlich freue ich mich, dass es bereits gemeinsam mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gelungen ist, bei dem einen oder anderen Problem zu helfen“, berichtet Urte Schwerdtner.
„Unter D muss ich auch den Studiengang Digital Technologies nennen, über dessen Ansiedlung im GoTEC ich mich sehr freue“, betont sie. „Dass Goslar nun primärer Studienstandort für dieses besonderen, praxisorientierten Studiengang wird, ist mit vielen Chancen für unsere Stadt verbunden.“ Den Prozess der Digitalisierung begleite die Stadt seit einigen Jahren. „Wir bieten bereits einige Dienstleistungen online an und sind da auf einem guten Weg.“ Andere Großprojekte konnten hingegen abgeschlossen werden. Stichwort Eröffnung des Kulturmarktplatzes. „Da ist uns Corona ein bisschen zwischengegrätscht und hat den Tag der offenen Tür verhindert, aber der KUMA hat den Betrieb aufgenommen und ist wirklich richtig schön geworden.“ Corona habe auch dem Einzelhandel zugesetzt. „Ich habe unsere Händlerinnen und Händler mit unserer Innenstadtmanagerin und bereits einige Firmen mit unserer Wirtschaftsförderung besucht. Da wird deutlich, dass Fachkräftemangel insgesamt ein großes Problem ist, dem wir zügig entgegenwirken müssen.“
Eine Aufgabe, die die Stadt kontinuierlich meistere, ist die Bewerbung für Förderprogramme. „Dank der hervorragenden Leistung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bekommen wir viele Fördermittel von Bund und Land, um wichtige Projekte finanzieren zu können. Für die östliche Altstadt, für den Stadtpark Oker, die Wallanlagen, das Kulturzentrum in Jürgenohl, die Rathausstraße in Hahnenklee, die Innenstadt, den Vienenburger Ortskern und, und, und.“
Unter die Buchstaben G und H fallen Gebäudemanagement, GOSLAR marketing gmbh, Grünpflege, die Grundschulen sowie Hahnenklee und die Fusion der beiden Tourismus-Gesellschaften zur Hahnenklee Tourismus GmbH. „Die Haushaltsplanberatungen bestimmen aktuell die Gremienarbeit maßgeblich.“ Schwerdtner lobt außerdem die Einrichtung einer Stelle für das Innenstadtmanagement im vergangenen Jahr. „Ina Stelle ist sehr viel in der Stadt unterwegs, stößt Themen an, koordiniert und vermittelt“, so Schwerdtner. „Ich habe die vielschichtige Verwaltungsstruktur kennengelernt – so viele Mitarbeiter, Mitarbeiterinnen und Themen. Ich glaube, dass die Vernetzung der Bereiche untereinander eine richtig gute Verwaltung ausmacht.“ Das zeigte sich beispielsweise auch in Sachen Jugendbeteiligung. Im März konnten Urte Schwerdtner und die Stadtjugendpflege mit einem gemeinsamen Bewerbungsvideo dafür Fördermittel der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung ergattern.
Im wahren Leben vor dem Jugendalter, im Alphabet allerdings danach kommt der Kindergarten. Die Kindertagesstätten im Stadtgebiet hat Urte Schwerdtner etappenweise besucht und kennengelernt. „Und einen Kaiserringträger lerne ich dieses Jahr auch kennen“, sagt Schwerdtner und spielt auf die Verleihung an Isaac Julien im Herbst an. Verkünden durfte sie ihn per Videobotschaft zu Jahresbeginn bereits.
Seitdem gab es auch mehrere gemeinsame Besuche ihrer Verwaltung und der Polizei in der Kleingartensiedlung Lilienberg. Die Oberbürgermeisterin hofft, dass die Vorgaben der Verwaltung eingehalten werden und dort Ruhe einkehrt, damit sie sich wieder voll auf andere wichtige Themen konzentrieren kann: auf den Umbau der Marktplätze Goslar und Jürgenohl oder auf Neubaugebiete sowie Neubürgerinnen und Neubürger, die sich dort ansiedeln. Auf ihrer Agenda stehen außerdem die Organisation der Verwaltung, eine vorausschauende Personalplanung und das Pfalzquartier. „Ich bin sehr froh, dass die Entwicklung mit der Unterstützung durch die Ratspolitik dort weitergehen kann. Das aus meiner Sicht zukunftsweisende Projekt ist ein Gewinn für unsere Stadt.“ Vielleicht komme in einigen Jahren ja Max Mutzke für ein Konzert in die neue Veranstaltungshalle an der Kaiserpfalz, mutmaßt Schwerdtner mit einem Augenzwinkern. Vor knapp zwei Wochen hatte sie dem Musiker ihren ersten Paul-Lincke-Ring überreicht.
Für die kommenden Sommermonate hofft sie darauf, dass Quarantäneregeln und Querdenker kein Thema sein werden. „Im Herbst werden wir dann sehen, wie sich die Corona-Zahlen entwickeln.“ Bis dahin stehen Veranstaltungen an, die ohne Corona-Beschränkungen über die Bühne gehen sollen. Am Sonntag wurde bereits das Rathaus eröffnet und für das Stadtjubiläum haben Erster Stadtrat Burkhard Siebert und die GMG unter der Leitung von Marina Vetter ein spannendes Programm organisiert. „Ich finde es großartig, dass die Bürgerschaft durch Formate wie den Festumzug aktiv eingebunden wird. Ich freue mich darauf.“ Die Stadt soll für das Fest natürlich sauber sein. Deshalb hat das Stadtoberhaupt Schmuddelecken den Kampf angesagt. „Sauberkeit hält sich bedauernswerter Weise nicht lange in unserer Stadt“, stellt Schwerdtner fest. „Leider schmeißen immer wieder Vereinzelte ihren Müll einfach irgendwo hin – und alle müssen darunter leiden.“ Erst am letzten Märzwochenende hatte die Stadt zur großen Müllsammelaktion aufgerufen. Schulen, Kitas, Vereine, Organisationen und Einzelpersonen packten fleißig mit an. Ja, auch am Wochenende ist eine Oberbürgermeisterin häufig im Einsatz. „Termine, Termine, Termine“, fasst Schwerdtner zusammen und hakt damit einen weiteren Buchstaben im Alphabet ab. „Mein Arbeitsalltag hat sich im Vergleich zu den letzten Jahren schon grundlegend verändert. Es bereitet mir allerdings große Freude, nicht nur auf bereits feststehende Sachverhalte zu reagieren, sondern bereits im Vorfeld von Entscheidungen gestalterisch tätig werden zu können und Ergebnisse auch schnell zu sehen. Dazu bewege ich mich gern auch auf der Arbeitsebene.“
Das stellte Urte Schwerdtner bei dem Ereignis unter Beweis, das alle anderen überschattete: der Ukraine-Krieg. Die Zuständigkeit für die Vertriebenen aus der Ukraine liegt bei der Landkreis-Verwaltung. Doch Schwerdtner wollte mit ihrer Stadtverwaltung unterstützen, wo es möglich und nötig wurde. Sie lud zu verwaltungsinternen Absprachen ein, führte Gespräche mit Spendenorganisationen und stimmte sich mit dem Landkreis und anderen Kommunen regelmäßig ab. „Ich sehne den Tag herbei, an dem der Krieg endet und die Menschen, die ihre Familien und ihre Heimat zurücklassen mussten, wieder unbeschadet nach Hause zurückkehren können.“
Vor diesem Hintergrund erscheinen andere wichtige Themen wie Verkehrsgerichtstag, Verwaltungsunterbringung, verkehrspolitischer Workshop oder Wirtschaftsförderung gleich weniger bedeutsam. Und auch die Sturmtief-Reihe zu Jahresbeginn mit Xandra, Ylenia und Zeynep hat die Gesellschaft weit weniger durchgeschüttelt als der Krieg in Europa.
Download der Pressemitteilung:
Stadtjubiläum, Denkmalschutz und Krieg prägen 110 Tage im Amt
Download des Bildmaterials:
Foto (Stadt Goslar): Urte Schwerdtner
Collage (Stadt Goslar; Fotos: Kempfer, Kita Ohlhof, Stadt Goslar, privat): In den ersten 110 Tagen ihrer Amtszeit ist Urte Schwerdtner bereits vielen Menschen und Themen begegnet.
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