Um den großen Umbruch ging es beim 40. Goslarschen Pancket – Umbruch sowohl für die Wirtschaft, als auch für Bundesminister Sigmar Gabriel, der neben Ehrengast Joe Kaeser am Freitagabend zum 40. Goslarschen Pancket in die Kaiserpfalz gekommen war.
Am Vortag war bekannt geworden, dass Sigmar Gabriel nicht der neuen Bundesregierung angehören wird. „Diese Meldung war nach den vergangenen Wochen nicht unbedingt überraschend für uns in Goslar, aber sie ist schmerzlich, aus meiner Sicht auch grob falsch“, kommentierte Goslars Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk die Entscheidung der SPD vor rund 200 Gästen aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Medien. Gabriel sei in den vergangenen Monaten ein ganz großartiger Außenminister gewesen. „Sie sind aber noch mehr ein ganz großartiger Goslarer.“ Viel habe der SPD-Mann für die Stadt erreicht. Auch Joe Kaeser hatte er als Ehrengast für das Pancket geworben. Der Vorstandsvorsitzende der Siemens AG blickte seinerseits auf Gabriels künftige Karriere: „Manchmal muss der beste Spieler vom Feld gehen, weil er später als Trainer sein Team zum Sieg führen muss.“
„Es gibt überhaupt keinen Grund, ängstlich zu sein“, sagte Ehrengast Joe Kaeser dann wieder mit Blick auf die Wirtschaft und appellierte damit an die Gesellschaft, keine Angst vor den Veränderungen zu haben, die Globalisierung und Digitalisierung mit sich bringen. Wer zaudere, verliere. „Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass die Welt um uns herum sich verändert – und noch viel mehr, dass die Welt nicht auf uns wartet.“ Europa müsse ein Europa sein, „sonst haben wir im Wettbewerb keine Chance“, so der Siemens-Chef. „Wir stehen vor dem größten Umbruch der industriellen Zeitgeschichte.“ Um darauf vorbereitet zu sein und den Menschen eine Perspektive geben zu können, brauche es drei Säulen: inklusive Gesellschaft, Ausbildung und Qualifizierung sowie die richtige Geisteshaltung. Gleichzeitig bemängelte Kaeser die Einstellung der Deutschen. Noch nie sei es Deutschland so gut gegangen wie heute, noch nie habe es so viele Arbeitsplätze gegeben. Trotzdem sei die Gesellschaft von Unsicherheit und Unzufriedenheit geprägt.
Joe Kaesers Ausspruch konnten die Anwesenden sowohl allgemein als auch speziell auf Goslar verstanden wissen: „Die Vergangenheit ist geschrieben und die Zukunft können wir gemeinsam noch gestalten.“ Passend dazu hatte Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk zuvor darauf hingewiesen, in Deutschland seien meist nicht falsche, sondern fehlende Entscheidungen das Problem. Er spielte damit auf die Kritik am Goslarschen Pancket an, die zuletzt in der Stadt laut geworden war. Seit 1967 lädt die Stadt Goslar an eine mittelalterliche Tradition anknüpfend rund 200 Gäste zum Festmahl im mittelalterlichen Stil ein. Das Pancket gebe ihnen die Gelegenheit, so über Geschäfte zu reden, wie es im Mittelalter der Rat mit Kaufleuten von nah und fern bei einem Glas Wein oder Bier getan habe, sagte Junk.
Vor dem 40. Pancket wurde von Teilen der Ratspolitik bemängelt, die Veranstaltung sei mit Kosten verbunden statt Geld für die Stadtkasse zu erwirtschaften. „Können wir uns das bitte in Zukunft ersparen? Schließlich diskutieren wir auch nicht über das Defizit bei der Sportlerehrung, der Verleihung des Kaiserrings oder beim Neujahrsempfang“, brach Junk eine Lanze für die Förderung der wirtschaftlichen Vernetzung.
Auch die Kritik am Ehrengast selbst, er sei ein Arbeitsplatzvernichter, wollte Goslars Verwaltungschef nicht gelten lassen. Was bei Siemens passiert sei, werde sich in den kommenden Jahren noch vielfach wiederholen. „Nicht, weil asoziale Manager das so möchten, sondern weil es politisch so gewollt ist.“ Geschäftsbereiche würden geschlossen, auf der anderen Seite neue Arbeitsplätze in anderen Sparten geschaffen – der genannte Umbruch. Die Chancen für Menschen, die Neues wagen, seien heute so gut wie damals. „Und wir beweisen aktuell in Goslar, dass wir die Chancen nutzen. In der Stadt herrscht nach schwierigen Stillstandsjahren eine ungeheure Dynamik.“ Das sei nicht nur der guten Arbeit von Verwaltung und Stadtrat geschuldet. „Es sind Unternehmerpersönlichkeiten wie Sie, denen die Stadt Goslar die positive Entwicklung verdankt“, sagte Junk in Richtung seiner Gäste.
Download der Pressemitteilung:
Keine Angst vor Veränderung – Umbruch als Chance begreifen
Bildmaterial zur Pressemitteilung:
Fotos (Stadt Goslar):
Die Gruppe Nota Bene sorgt für die musikalische Untermalung, während Ehrengast Joe Kaeser (links) und Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk sich beim 40. Goslarschen Pancket zur Industrie 4.0 austauschen.
Wirtschaft und Außenpolitik sind eng verknüpft. Dass Sigmar Gabriel nicht länger Außenminister sein wird, bedauern auch Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk und Siemens-Chef Joe Kaeser (von links).
Über das Goslarsche Pancket:
Das Goslarsche Pancket hat Tradition und geht auf einen Brauch der hansischen Kaufleute aus dem Mittelalter zurück. Seit mehr als 40 Jahren werden rund 200 Gäste aus den Bereichen Wirtschaft, Politik, Kultur und Medien zu dieser Veranstaltung im mittelalterlichen Rahmen in die Aula regis eingeladen; den Reichssaal der im Jahr 1050 von Kaiser Heinrich III. erbauten Kaiserpfalz.
Als Veranstaltung der städtischen Wirtschaftsförderung bietet das Pancket die Plattform zur Vertiefung bestehender Kontakte und die Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen. Neben der Bremer Schaffer-Mahlzeit und dem Matthaei-Mahl in Hamburg hat es im norddeutschen Raum überregionale Bedeutung erlangt. Insbesondere auswärtige Gäste sind von der einzigartigen Atmosphäre im Festsaal begeistert.
Glanzpunkt des Abends ist der mittelalterliche Schmaus, zubereitet nach Originalrezepten eines der ältesten in Deutschland erschienen Kochbücher von M. Marxen Rumpolt, Churfürstlich Meintzischen Mundtkoch – mit römisch kaiserlicher Maiestat spezial Privilegio – im Jahre 1587. Dazu wird ein nach alten Rezepten gebrautes Ainpöckisch Bier getrunken.
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