Das UNESCO-Welterbe „Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft“

Der Harz war durch seine reichen Erzvorkommen über Jahrhunderte hinweg geprägt vom Bergbau und Hüttenwesen zur Gewinnung von Metallen, wie Silber, Kupfer und Blei. Eine besondere Rolle spielte das Goslarer Erzbergwerk Rammelsberg, wo insbesondere Kupfererz anstand. Der durch den Bergbau bedingte Wohlstand beeinflusste wesentlich die städtische Entwicklung Goslars. Aber auch im Oberharz wurde schon früh Bergbau betrieben. Anstehendes Silbererz machte hier den Abbau besonders attraktiv, wobei man Wasserkraft als Energiequelle für die Erzförderung nutzte und ein umfangreiches System von Wassersammelgräben und Stauteichen schuf.

Im Jahre 1992 erklärte die UNESCO das „Erzbergwerk Rammelsberg und die Altstadt von Goslar“ zum Welterbe. Ausschlaggebend war die im Bestand nachvollziehbare mehr als 1000jährige Bergbautradition am Rammelsberg und deren Auswirkungen auf die städtebauliche Entwicklung Goslars. Am 1. August 2010 wurde die bestehende Welterbestätte um das System der Oberharzer Wasserwirtschaft erweitert. Grundsätzlich besteht der außergewöhnliche universelle Wert des UNESCO-Welterbes „Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft“ in der langen, überregional bedeutsamen Bergbautradition und den damit verbundenen Auswirkungen auf die Kulturlandschaft bzw. materielle Kultur.

Als „Sammelgut“ erstreckt sich die Welterbestätte auf insgesamt 1.362,49 Hektar. Hierzu gehören die Altstadt von Goslar mit einer Fläche von 124,6 Hektar, das Erzbergwerk Rammelsberg samt dazugehörender Kulturlandschaft von 228 Hektar und das System der Oberharzer Wasserwirtschaft auf insgesamt 1.009,89 ha, verteilt auf das Stadtgebiet Goslar und die Landkreise Goslar und Göttingen. Zur Oberharzer Wasserwirtschaft gehören 107 noch vorhandene Stauteiche, dazu oberirdische Wassergräben mit einer Gesamtlänge von 310 km und unterirdische Wasserläufe mit einer Gesamtlänge von 31 km zum Betrieb der Oberharzer Berg- und Hüttenwerke.

Goslar und das Welterbe

Wesentliche Bestandteile des UNESCO-Welterbes „Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft“ befinden sich innerhalb des Stadtgebietes von Goslar bzw. seines Stadtteils Hahnenklee-Bockwiese. Damit übernimmt die Stadt eine weitreichende Verantwortung für die Erhaltung der Welterbestätte.

Zentraler Bestandteil der Welterbestätte ist das ehemalige Erzbergwerk Rammelsberg, das sich südlich der historischen Altstadt befindet. Das Bergwerk mit seinen umfangreichen Über- und Untertageanlagen wird museal betrieben und dient damit in besonderer Weise der Darstellung und Vermittlung der Bergbautradition. Zum Welterbe gehört aber auch die über Jahrhunderte entstandene Kulturlandschaft in der Umgebung des Bergwerks. Hierzu zählen Steinbrüche, Abraumhalden, bergbauspezifische Vegetationsformen und Relikte historischer Erzabfuhrwege ebenso wie die Bergarbeitersiedlung entlang der Rammelsberger Straße, deren Gebäude sich heute in privatem Besitz befinden.

Die auf mittelalterlichem Grundriss entstandene Altstadt von Goslar ist in vielfältiger Hinsicht durch den Bergbau am Rammelsberg geprägt: So schlugen sich z.B. ertragreiche Jahre des Erzabbaus unmittelbar in der Stadtentwicklung nieder. Vor allem in wirtschaftlichen Blütezeiten ist eine rege Bautätigkeit feststellbar, was sich speziell im Bau von repräsentativen Herrschafts- und Bürgerhäusern, aber auch in der Ansiedlung zahlreicher Klöster und Einrichtungen im Dienste des Gemeinwohls („Mittelalterliche Hospitäler“) niederschlug.

Besonders hinzuweisen ist auf den Goslarer Ortsteil Hahnenklee-Bockswiese im Oberharz, der mit seinen Stauteichen und Wassergräben wesentliche Elemente der als UNESCO-Welterbe anerkannten Oberharzer Wasserwirtschaft besitzt. Diese Stauseen und Gräben, die hier im Wesentlichen im 17. Jahrhundert entstanden, sind Bestandteil des umfangreichen historischen Wasserwirtschaftssystems, das zum Antrieb von Wasserrädern im Oberharzer Bergbau diente.

Kern- und Pufferzonen des Welterbes

Bergwerk Rammelsberg und Altstadt von Goslar

Die als UNESCO-Welterbe anerkannten städtischen Bereiche sind räumlich klar abgrenzt und kartografisch dargestellt. Hier gelten strenge Regeln des Denkmalschutzes zur Bewahrung der Integrität und Authentizität der Welterbestätte. Geschützt wird diese Kernzone zusätzlich durch eine so genannte Pufferzone, deren Ausweisung von der UNESCO gefordert wird und nur unzureichend mit einem sog. Umgebungsschutz nach deutschen Denkmalrecht gleichzusetzen ist. Der Umfang der Goslarer Pufferzone orientiert sich an wesentlichen Sichtachsen, wobei Sichtbeziehungen auf das Welterbe, aber auch umgekehrt die Sicht aus dem Welterbe in die umgebende Landschaft von Bedeutung sind. So könnten zum Beispiel auffallende, große Werbeanlagen oder hoch aufragende bauliche Anlagen im Umfeld der Welterbe-Kernzone beeinträchtigend wirken. Eine Abstimmung mit den zuständigen Behörden der Stadt Goslar ist in diesen Fällen erforderlich.

welterbegrenze und pufferzone

Ortsteil Hahnenklee-Bockwiese

Im Bereich des am Bocksberg liegenden heutigen Goslarer Ortsteils Hahnenklee-Bockswiese wurde seit dem Mittelalter Bergbau betrieben. Während die bergbaulichen Anlagen nach Einstellung des Bergbaubetriebes im 19. bzw. frühen 20. Jahrhundert fast vollständig verschwunden sind, weist der Ortsteil noch heute wesentliche Elemente der als UNESCO-Welterbe anerkannten Oberharzer Wasserwirtschaft als historisch bedeutsames Energiegewinnungssystem auf. Hierzu zählen folgende künstlich angelegten Stauteiche:

  • Auerhahn Teich
  • Neuer Grumbacher Teich
  • Oberer Grumbacher Teich
  • Mittlerer Grumbacher Teich
  • Oberer Flößteich
  • Unterer Flößteich
  • Kleiner Thanteich
  • Thanteich
  • Oberer Kranicher Teich
  • Unterer Kranicher Teich
  • Karpfenteich
  • Kuttelbacher Teich

Wichtige Wassersammelgräben, die den Stauteichen Wasser zuführten, gehören ebenfalls zum UNESCO-Welterbe-Bestandteil der Oberharzer Wasserwirtschaft. Hierzu zählen insbesondere:

  • Wäschegraben
  • Oberer Schalker Graben
  • Auerhahner Umflutgraben
  • Glockenberger Graben
  • Kuttelbacher Graben
  • Mittlerer Grumbacher Graben
  • Kranicher Graben
  • Dreckstalsgraben

Aktuell sind nicht mehr alle Gräben wasserführend, manche Gräben sind nur noch als Spuren im Gelände oder archäologisch nachweisbar. Dennoch sind alle Gräben wie die Stauteiche selbst grundsätzlich denkmalgeschützt und darüber hinaus von einer durchschnittlich 50 Meter breiten Pufferzone umgeben. Baumaßnahmen im Bereich der Pufferzonen müssen mit den zuständigen Stellen der Stadt Goslar abgestimmt werden.

hahnenklee bockswiese bestandtteile oberharzer wasserwirtschaft

Hahnenklee-Bockswiese mit Bestandtteilen der Oberharzer Wasserwirtschaft

Schutz des Kulturgutes

Die Stadt Goslar trägt die Verantwortung für wesentliche Bestandteile des UNESCO-Welterbes „Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft“. Ziel und Aufgabe der Stadt Goslar ist nicht nur die authentische Erhaltung der Welterbestätten im Stadtgebiet, sondern auch die welterbegerechte Weiterentwicklung der Stadt in ihrer Gesamtheit.
Die Prinzipien zum Umgang mit dem Welterbe-Bestandteil Altstadt von Goslar werden in einem Masterplan dargestellt. Wesentliche Bestandteile des „Masterplans“ fanden Aufnahme in das Integrierte Stadtentwicklungskonzept 2025.

Aktuelle Themen

Welterbe und Klimaschutz

Als UNESCO-Welterbestätte sieht sich Goslar den weltweiten Zielen des Klima- und Umweltschutzes verpflichtet. Deshalb wurde speziell für die Bedürfnisse der Altstadt von Goslar ein „Handbuch zur energetischen Sanierung“ herausgegeben. Dieses ist als Druckexemplar in der Stadtverwaltung (Bürgerservice) oder als Online-Version erhältlich:

Kontakt und Information

Frau Dr. Christine Bauer
Tel.: 05321/704-418
Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

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