In der gesamten Harzregion hat der historische Bergbau die Landschaft geprägt: weitläufige Halden, tief in den Boden eingeschnittene Erzabfuhrwege, ja schließlich der Harzwald selbst, der sich erst durch den Holzbedarf des Bergbaus von einem Buchen- und Eichen-Mischwald in den heute so typischen Fichtenwald wandelte.

Bereits vor 3000 Jahren wurde am Rammelsberg und im Oberharz nachweislich Erz gewonnen, vor etwa 1000 Jahren – unter Regentschaft der Ottonen – begann der systematische Erzabbau. Der Rammelsberg wird zu dem Kupferberg des hohen Mittelalters schlechthin. Im 11. Jahrhundert verlegt Heinrich II. die Königspfalz nach Goslar, in das Zentrum der entstehenden Wirtschaftsregion. Heinrich III. erweitert sie zur größten Pfalzanlage der Salier.

Im 11. und 12. Jahrhundert ist Goslar einer der wichtigsten Herrschaftsorte des Reiches:

23 Reichstage finden hier statt und an die hundert Mal besuchen Könige und Kaiser die Stadt. Nach dem letzten Besuch eines Königs (Wilhelm von Holland, 1253)) entwickelt sich Goslar zu einer bedeutenden Hansestadt und Freien Reichsstadt.

Im Jahr 1235 macht Friedrich II. den Rammelsberg dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg zum Geschenk, das ihn später an Goslar verpfändet. Nachdem die Erzförderung wegen technischer Probleme im 14. Jahrhundert zum Erliegen gekommen war, beginnt um 1460 eine zweite Blütezeit des Bergbaus, von dem nun die Stadt selbst profitiert.

Zu dieser Zeit erhält das Stadtbild eine Ausprägung, die sich in großen Teilen bis heute erhalten hat: das Rathaus mit dem Huldigungssaal und das Gildehaus der Gewandschneider („Kaiserworth“) beherrschen den Marktplatz.

Das Bäckergildehaus markiert den Übergang zwischen dem Zentrum und dem ausgedehnten Wohnquartier der Bergleute am Frankenberg, das „Brusttuch“ dokumentiert den Reichtum seines Erbauers. Die in der Romanik erbauten Kirchen werden erweitert und neu ausgestattet und die Stadtbefestigung wird ein letztes Mal verstärkt. In dieser Zeit prägt sich das Bild der Stadt als „Tochter des Berges“, eine Metapher des Arztes und Humanisten Euricius Cordus von 1522, auf die bis zum heutigen Tag gern zurückgegriffen wird.

Ebenfalls im 16. Jahrhundert wird erstmals die Sage vom Ritter Ramm aufgeschrieben: auf einem Jagdausflug bindet der Ritter, ein Gefolgsmann Kaiser Ottos des Großen, sein Pferd an einen Baum, um dem Wild im unwegsamen Gelände zu Fuß nachzustellen. Das Ross scharrt in ungeduldiger Erwartung seines Herren mit den Hufen und legt so eine Erzader frei, die den Weg zu einer reichen Lagerstätte weist. Zu Ehren des Ritters wird der Berg „Rammelsberg“ genannt, die Stadt zu seinen Füßen Goslar – nach des Ritters Gemahlin, die den Namen Gosa trägt.

Doch zurück zur Realität. Goslars Glück ist nicht von langer Dauer: das Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel erinnert sich seiner Eigentumsrechte, zahlt die Pfandsumme zurück und bringt den Rammelsberg nach heftigen Auseinandersetzungen wieder unter eigene Kontrolle. Dieser Verlust und die politischen und wirtschaftlichen Verschiebungen der Epoche machen Goslar zu einer „Reichsstadt, die in und mit ihren Privilegien vermodert“ – so der wenig vorteilhafte Eindruck, den Johann Wolfgang Goethe bei seiner Harzreise 1777 gewinnt. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts gelingt ein neuer wirtschaftlicher Aufschwung.

1988, nachdem das Erzlager am Rammelsberg – mit 27 Millionen Tonnen eines der größten Kupfer-, Blei- und Zinkerzlager der Welt – erschöpft ist, wird der Bergwerksbetrieb eingestellt. Seitdem ist hier eines der größten und originellsten Museen der Arbeit in Deutschland entstanden. In dem herausragenden Denkmalensemble mit hochkarätigen Sachzeugen über und unter Tage werden vielfältige erdgeschichtliche und kulturhistorische Themen des Bergbaus einmal „ganz anders“ vermittelt. Unterschiedliche Führungen unter Tage geben Einblicke in 850 Jahre bergmännischer Arbeit. Leicht kann man hier die Zeit vergessen.

Heute lebt die die Stadt selbst von der faszinierenden Atmosphäre des scheinbar Gegensätzlichen. Aktivität und Lebendigkeit des Mittelzentrums der Nordharzregion verbinden sich mit dem gelassenen In-sich-Ruhen der geschichtsträchtigen Szenerie, die wiederum von den fast provokanten Kontrapunkten der modernen Kunst gebrochen wird. Seit 1975 verleiht die Stadt Goslar zusammen mit dem Mönchehaus Museum Goslar einen Preis von mittlerweile internationalem Rang: den Goslarer Kaiserring. Objekte von Preisträgern und anderen namhaften Künstlern finden sich im ganzen Stadtbild und im Mönchehaus Museum selbst.

 

Stadtgeschichte chronologisch

10. Jahrhundert Im Zusammenhang mit der Intensivierung des Bergbaus im Oberharz (Silber) und am Rammelsberg (Kupfer) wächst eine Siedlung im Tal an der Gose langsam zur Stadt Goslar heran.
1005/1009/1015 Erste Erwähnungen einer Pfalz in Goslar (vermutlich ein Vorgängerbau an Stelle der heutigen Kaiserpfalz).
Um 1045/1050 Mit der Stiftskirche St. Simon und Judas ("Goslarer Dom") und dem heute noch existierenden Saalbau der Kaiserpfalz entstehen unter Kaiser Heinrich III. zwei der großartigsten Bauten der Salierzeit. Die Goslarer Pfalz wird zu einem der wichtigsten Herrschaftsorte des Reiches.
11. November 1050 Der Sohn Heinrichs III., sein späterer Nachfolger Heinrich IV., wird in Goslarer geboren.
5. Oktober 1056 Heinrich der III. stirbt auf einem Jagdausflug in Bodfeld. Sein Leichnam wird nach Speyer überführt, sein Herz dagegen bleibt in Goslar. Es ist heute in der zur Pfalz gehörigen St. Ulrichskapelle beigesetzt.
11./12. Jahrhundert Goslar wächst zu einer mittelalterlichen Großstadt mit annähernd 5000 Einwohnern, einer Stadtbefestigung, fünf Pfarrkirchen und vier Stiftskirchen heran. Die Wirtschaft basiert auf Bergbau und Hüttenwesen, der Zentrumsfunktion für die Bergbauregion Harz, Metallhandel und einer Münzprägestätte.
1219 Letzter Reichstag unter Kaiser Friedrich II., der Goslar ein Stadtrechtsprivileg erteilt. Dieses wird zur Grundlage des 1330 kodifizierten Stadtrechts.
1253 Mit Wilhelm von Holland besucht zum letzten Mal ein Herrscher die Kaiserpfalz.
28. Dezember 1260 Der Hildesheimer Bischof Johann I von Brakel sichert in einer Urkunde der Sankt Johannis Bruderschaft am Rammelsberg, die zur Unterstützung armer und schwacher Bergleute und deren Hinterbliebenen gegründet worden war, seinen Schutz zu. Diese Urkunde beinhaltet erstmals einen Hinweis auf eine organisierte Sozialfürsorge und bildet den Ursprung der Knappschaft und der deutschen und europäischen Sozialversicherung.
um 1290 Neuere Ausgrabungen belegen ein erstes Hospital für erkrankte oder verletzte Bergleute an der St. Johanniskirche am Rammelsberg. Es ist eines der ersten Hospitäler in der gesamten Region.
1290/1340 Durch Erwerb der Reichsvogtei und Verleihung des Heerschildrechts wird Goslar Freie Reichsstadt. Schon 20 Jahre zuvor ist Goslar Mitglied in einem regionalen Städtebund, der später in der Hanse aufgeht.
1356 Erwirbt Goslar Gericht und Zehnten am Rammelsberg pfandweise vom Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel, das sich aber das Rückkaufsrecht vorbehält.
um 1460 Nach annähernd 100 Jahren geringer Produktivität und zeitweiligem Erliegen des Bergbaus am Rammelsberg beginnt eine Phase großer Erträge, die für Goslar eine wirtschaftliche Blütezeit bedeutet. In dieser Zeit entsteht das noch in großen Teilen erhaltene spätmittelalterliche Stadtbild mit Bauwerken wie dem Rathaus, Gildehäusern, der letzten Ausbaustufe der Stadtbefestigung und gotischen Um- und Ausbauten an den Kirchen.
1525 - 1527 Durch Rückzahlung der Pfandgelder fordert das Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel seine Rechte an Rammelsberg und Forsten zurück. Jahrzehntelange Auseinandersetzungen folgen, die sich dadurch noch verschärfen, dass die Stadt die kirchlichen Gebäude jenseits der Stadtmauern zerstört und in Goslar 1528 die Reformation eingeführt wird, während das Herzogtum katholisch bleibt.
1552 Goslar sieht sich gezwungen, im Riechenberger Vertrag alle Rechte am Rammelsberg und den Forsten an das Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel abzutreten. Im Zeitalter des sich intensivierenden Fürstenabsolutismus und des beginnenden Überseehandels wird aus der freien Reichs- und Hansestadt Goslar nach und nach eine bedeutungslose Landstadt.
1632 Im 30jährigen Krieg besetzen schwedische Truppen die Stadt. Hohe Tributforderungen und Plünderungen beschleunigen den wirtschaftlichen Niedergang.
1728 und 1780 Zwei verheerende Stadtbrände treffen die Stadt und vernichten jeweils mehr als 200 Gebäude.
1802 Mit der Inbesitznahme der Stadt durch Preußen endet die 512 Jahre dauernde Epoche als Freie Reichsstadt. Mit der Eingliederung in einen Staatenverband und Reformen auf organisatorischem, politischem und wirtschaftlichem Gebiet werden die Voraussetzungen für einen Wiederaufstieg der Stadt geschaffen.
1820 Wegen Baufälligkeit wird die Stiftskirche St. Simon und Judas "auf Abbruch" verkauft. Mit dem "Goslarer Dom" verliert die Stadt eines seiner wichtigsten Baudenkmäler, erhalten bleibt nur die nördliche Vorhalle.
1859 Im "Neuen Lager" werden weitere große Erzvorkommen im Rammelsberg entdeckt. Das Bergwerk wird wieder wichtiger Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber, Besitzanteile hat die Stadt jedoch nicht mehr.
1868 - 1897 Die vom Verfall bedrohte Goslarer Kaiserpfalz wird restauriert. Nach Gründung des Deutschen Reiches intensivieren sich die Bemühungen, ihr den Charakter eines Nationaldenkmals zu geben.
10. April 1945 Mit dem Einrücken amerikanischer Truppen endet in der "Reichsbauernstadt des 1000jährigen Reiches" die NS-Herrschaft. Wie in ganz Deutschland, so sind auch in Goslar in den vergangenen 12 Jahren die demokratischen Parteien und Institutionen zerschlagen worden, fast alle Mitglieder der kleinen jüdischen Gemeinde wurden deportiert und ermordet. Große Zerstörungen durch Bombenangriffe oder Kampfhandlungen gab es hingegen nicht.
30. Juni 1988 Die Erzvorräte im Rammelsberg sind erschöpft, mit einem letzten Förderwagen endet ein weit über 1000jähriger kontinuierlicher Bergbaubetrieb. In den folgenden Jahren wird hier ein Besucherbergwerk und Bergbaumuseum von internationalem Rang ausgebaut.
14. Dezember 1992 Als elftes deutsches Kulturgut werden das Erzbergwerk Rammelsberg und die Altstadt Goslar in die UNESCO-Liste des Welterbes aufgenommen.
24. November 2009 Mit einem feierlichen Gelöbnis wird das letzte Luftwaffenausbildungsbataillon, das auf dem Fliegerhorst Goslar stationiert war, außer Dienst gestellt. Damit endet die 51jährige Geschichte des Bundeswehrstandortes Goslar.
17. Juni 2010 In der ehemaligen Rammelsberg-Kaserne wird die Einweihung des Energie-Forschungszentrums Niedersachsen (EFZN) gefeiert. Das EFZN wurde als wissenschaftliche Einrichtung der Technischen Universität Clausthal gegründet, um die bestehenden niedersächsischen Kompetenzen entlang der Energiekette zusammenzuführen und dadurch die niedersächsische Energieforschung als Ganzes voranzutreiben.
1. August 2010 Das UNESCO-Welterbekomitee nimmt die Oberharzer Wasserwirtschaft als Erweiterung der Welterbestätte Bergwerk Rammelsberg und Altstadt Goslar in die Liste des Kultur- und Naturerbes auf.
1. Januar 2014 Die bisher selbstständige Stadt Vienenburg (mit den Stadtteilen Immenrode, Lengde, Lochtum, Weddingen und Wiedelah) wird in Goslar eingegliedert; die Stadt wächst damit um etwa 10.000 Einwohner.

 

Tipp! Weitere Informationen zur Goslarer Geschichte finden Sie auf der Seite des Verein "pro stadtarchiv goslar e.V" und auf den Seiten zum Stadtarchiv.

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